Der wohl größte Mythos, wenn es um das Thema Abnehmen geht: eine schlechte Ernährung und Bewegungsmangel sind die Übeltäter. Sicherlich ist das einerseits richtig, jedoch muss die Diät-Gleichung um einen weiteren Faktor ergänzt werden. Hormone nehmen nicht nur Einfluss auf unsere Stimmung, sondern sind ebenso mitverantwortlich für unser Körpergewicht und unseren Appetit
So kann Übergewicht mitunter durch fehlgesteuerte Hormone bedingt sein. Die Hormon-Diät nimmt sich diese Erkenntnis als Grundlage und nutzt den Hormonspiegel als Mittel zu einer schlankeren Figur.
CLEVER ABNEHMEN: WIE SICH HORMONE AUF DEN KÖRPER UND DAS GEWICHT AUSWIRKEN
Hormone sind biochemische Botenstoffe. Das heißt, dass sie dem Körper Nachrichten von einer Stelle an eine andere übermitteln und so beispielsweise Stoffwechselprozesse steuern. In dieser Position wirken sich Hormone unter anderem auf unsere Stimmung, aber auch unseren Appetit und körpereigenen Fettspeicher aus. Dabei ist der Hormonhaushalt ein komplexes Konstrukt: Besteht ein Ungleichgewicht eines einzelnen Hormons, wirkt sich dies durch eine Verkettung vieler Hormone miteinander auf den gesamten Hormonspiegel aus. Zu typischen Folgen gehören Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden, Stimmungsschwankungen oder Heißhungerattacken. Umgekehrt soll man mit einem ausgeglichenen, bewusst gesteuerten Hormonhaushalt Einfluss auf das Gewicht und somit eine schlankere Linie nehmen können.
FIGUR-FAKTOR SCHLAF: WIE ER AUF DEN HORMONHAUSHALT WIRKT
Wer seinen Hormonhaushalt für das Abnehmen nutzen will, kann beim Thema Schlaf beginnen: wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass bereits vier Tage mit weniger als sieben Stunden Schlaf zu einem erhöhten Wert der beiden Hormone Insulin und Ghrelin führen. Letztes wirkt appetitanregend und kann zu den gefürchteten Heißhungerattacken führen. Auch das Stresshormon Cortisol fördert den Appetit und bereitet den Körper während der Tiefschlafphase auf das Aufwachen vor. Gehen wir jedoch gestresst zu Bett, etwa weil wir nochmal am Smartphone hängen und die E-Mails aus der Arbeit checken oder im Geiste schon bei den To-dos für den nächsten Tag sind, schüttet der Körper zu viel Cortisol aus.
In Folge des Überschusses speichert der Körper mehr Fett und gerät aus seiner hormonellen Balance. Um die Hormone positiv für die Figur zu nutzen, kann es also schon helfen, seine Gewohnheiten vor dem Zubettgehen und beim Schlafen zu ändern – also auf ausreichend Schlaf achten und sich den Körper vor dem Einschlafen durch feste Rituale wie Lesen, eine Duftkerze oder eine Runde der Lieblingsmusik zur Ruhe zu bringen und so der erhöhten Cortisolausschüttung vorzubeugen.
DIE HORMON-DIÄT: SO FUNKTIONIERT DAS ERNÄHRUNGSPRINZIP
Noch weiter geht die amerikanische Gynäkologin Sara Gottfried, die ein ganzes Abnehm-Programm auf Basis des Hormonhaushalts begründet hat. Nach unzähligen erfolglosen Diäten, die sie selbst ausprobiert hatte, kam sie bei ihrer Recherche zu dem Fazit, dass bei den gängigen Diäten der Hormonstoffwechsel außer Acht gelassen wird – obwohl dieses gerade bei Frauen auch einen großen Einfluss auf das Gewicht nimmt. Bei der von ihr entwickelten Hormon-Diät soll man in 21 Tagen bis zu sieben Kilo abnehmen und durch die Ernährung zu einer ausgeglichenen hormonellen Balance finden. Die Grundlage der Diät sind sieben Hormone beziehungsweise Hormongruppen, die nach und nach durch unterschiedliche Lebensmittelgruppen angegangen werden: Östrogene, Testosteron, Insulin, Leptin, Cortisol, Schilddrüsenhormone und Wachstumshormone.
In 3-Tages-Intervallen nimmt man sich dabei bestimmte Nahrungsmittel vor, die vom Speiseplan gestrichen und durch bessere Alternativen ersetzt werden. Diese Dauer ist nicht zufällig: laut Gottfried benötigt der Körper rund 72 Stunden, um das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen und die Stoffwechselhormone zu einem „Neustart“ zu bringen. Das Diät-Programm beginnt mit dem Verzicht auf Alkohol, anschließend folgen weitere Lebensmittel. So wird dann beispielsweise Fleisch mit Hülsenfrüchten und Eiern ersetzt, andere Milchprodukte wie Käse, Joghurt und Milch gegen pflanzliche Alternativen getauscht. Zucker, Koffein und glutenhaltige Getreideerzeugnisse werden komplett gestrichen. Konkrete Empfehlungen für den Speiseplan im Zeitraum der Diät und Rezeptideen liefert Gottfried in ihrem Ratgeber zur Hormon-Diät.
Nach Ende dieser 21 Tage – die der Stoffwechsel benötigt, um wieder reibungslos zu funktionieren – sollen die zuletzt gestrichenen Lebensmittel behutsam und nach und nach wieder in den Speiseplan integriert werden, um den Körper langsam wieder an sie zu gewöhnen. Der wieder ausbalancierte Hormonhaushalt soll sich zugleich positiv in einer Gewichtsabnahme zeigen.
FAZIT: WIE SINNVOLL IST DIE HORMON-DIÄT TATSÄCHLICH?
Dass unsere Hormone unser Essverhalten und Gewicht beeinflussen, kann durch diverse wissenschaftliche Studien belegt werden. Positiv zu verbuchen ist, dass die Hormon-Diät kein Kalorienzählen vorschreibt und es sich bei dem Konzept um keine der als gesundheitsgefährdend eingestuften Null-Diäten handelt. Zudem soll das Ernährungskonzept nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern Frauen zugleich ein positiveres Körpergefühl geben und ihre Wahrnehmung verbessern, welche Lebensmittel gut und welche schlecht für sie sind.
Ob die Gewichtsabnahme innerhalb der 21 Diät-Tage aber tatsächlich nur auf die einzelnen Hormongruppen und ihr neues Gleichgewicht zurückzuführen ist, ist fraglich. Der Verzicht ungesunder Lebensmittel und das Ersetzen mit potenziell gesünderen Alternativen geht hier meist mit einer reduzierten Kalorienzufuhr einher, auf die das Abnehmen mitunter zurückgeführt werden kann. Außerdem wird der Faktor der Bewegung in dem Abnehm-Konzept nicht erwähnt, der für einen gesunden und ausgeglichenen Lebensstil jedoch essentiell ist. Unbedingt abzuraten ist von der Hormon-Diät bei vorhandenen hormonellen Störungen wie einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Bei derartigen Erkrankungen sollte eine drastische Ernährungsumstellung unbedingt mit der professionellen Beratung durch einen Arzt erfolgen.